Er sprintet schneller als dein Blick ihm folgen kann. Er wirft aus Winkeln, die man nur aus der Geometrieprüfung kennt. Und wenn du einmal blinzelst, ist er schon am Kreis. Willkommen bei den Linksaußen – der vielleicht unterschätztesten, aber spektakulärsten Position im Handball.
📍 Die Position: Ganz außen – ganz gefährlich
Der Linksaußen (LA) steht dort, wo das Spielfeld endet – ganz außen links, direkt an der Seitenlinie, auf Höhe der 6-Meter-Linie. Es ist die Position mit dem kleinsten Winkel, aber einem der größten taktischen Potenziale.
Während die Rückraumspieler in der Breite arbeiten, nutzt der Linksaußen den Raum in der Tiefe und an der Linie. Er wartet auf den richtigen Moment: auf den Pass, den Rebound, den Fehler der Abwehr – und dann schlägt er zu.
🎯 Die Aufgaben: Kleinster Winkel, größter Anspruch
1. Würfe aus spitzem Winkel
Das Markenzeichen eines echten Außenspielers: aus fast unmöglichen Winkeln trifft er das Tor. Das erfordert Körperbeherrschung, Fluggefühl und ein gutes Auge für den Torwart.
Dabei ist der Wurf oft ein Sprungwurf über die Seitenauslinie – spektakulär und millimetergenau.
2. Tempogegenstöße
Der LA ist oft der Erste, der nach einem Ballgewinn losläuft. Im Gegenstoß rennt er auf und davon – und bekommt den langen Pass in den Lauf. Diese Situationen sind seine Spezialität: 1-gegen-1 gegen den Torwart, unter Zeitdruck, im Vollsprint.
3. Schnelles Spiel & Breitenwirkung
Außen halten das Spiel breit. Durch ihre Position ziehen sie die Abwehr auseinander und schaffen Platz für die Rückraumspieler. Gleichzeitig sind sie jederzeit bereit, blitzschnell in eine gefährliche Abschlussposition zu kommen.
💪 Die Eigenschaften: Leicht, flink, sprunggewaltig
Nicht die größten auf dem Feld – aber oft die schnellsten und athletischsten.
✔ Wendig
Der LA braucht eine feine Technik im Lauf, enge Wendungen und schnelle Reaktionen. Gegen Außenverteidiger mit langen Armen hilft oft nur: schneller denken und handeln.
✔ Schnell
Sprinten, Richtungswechsel, Umschalten – der Linksaußen ist ein Sprinter im Dauerbetrieb. Gerade im Tempogegenstoß ist Timing + Tempo = Tor.
✔ Sprungstark
Ob mit langem Bogenwurf über den Keeper oder dem Wurf ins kurze Eck: der Sprungwurf entscheidet oft über Erfolg und Misserfolg. Wer hier oben länger fliegt, hat mehr Zeit zu zielen – und zu treffen.
🧠 Taktik und Varianten
Auch wenn LA oft als „Vollstrecker“ gesehen wird – er ist auch taktisch wertvoll:
- Kreuzung mit dem Rückraum Links: öffnet Räume durch Seitenwechsel.
- Einläuferrolle, wenn ein Rückraumspieler auf Außen zieht.
- Abschlussvariante bei Unterzahl (z. B. im 5-gegen-6), weil Außenspieler oft freier stehen.
In der Abwehr ist der LA zuständig für das Verteidigen gegen Rechtsaußen – und muss sich auch hier in engen Räumen clever verhalten.
🎖 Bekannte Spieler auf Linksaußen
Einige der besten Spieler der Welt waren oder sind auf Linksaußen aktiv:
- Uwe Gensheimer – Deutscher Nationalspieler, bekannt für seine Präzision und Würfe aus unmöglichen Winkeln
- Luc Abalo (Frankreich) – eigentlich RA, aber oft auf LA rotiert – ein Trickser vor dem Herrn
- Magnus Jøndal – ehemaliger norwegischer Nationalspieler mit tödlichem Tempo
🚨 Fazit: LA – die Speerspitze im Tempohandball
Er ist der erste im Gegenstoß, der letzte Verteidiger am Flügel und der Meister der engen Winkel: der Linksaußen.
Wer hier spielt, braucht Kaltblütigkeit, Athletik und Spielintelligenz – und die Fähigkeit, auf engstem Raum Großes zu leisten. In der modernen Handballwelt ist der LA nicht nur Außenspieler, sondern Schlüsselspieler.
Wenn du selbst auf Linksaußen spielst: Arbeite an deiner Schnelligkeit, deinem Sprungwurf und deinem Instinkt für Lücken – dann wirst du zur echten Waffe auf der Außenbahn.